Norwegen Sommerfahrt 1990

Aus dem Tagebuch einer Norwegenfahrt

Abends treten Elche aus den Dünen


Samstag, 7. Juli 1990:
Abenteuerlustig steht die Gruppe von etwa 30 Mann (und Männinnen) auf einem Parkplatz am Kölner Bahnhof, bereit, aufzubrechen ins ferne Skandinavien, nach Norwegen, dem Land der Trolle, Rentiere und Moskitos, der Fjälls und Fjorde, der unendlichen Birkentundren und der Mitternachtssonne, der Lappen und Lemminge, der urweltartigen Plumpsklos und natürlich der Elche, die nur nachts aus den Dünen treten, so daß man sie nie zu Gesicht bekommt. Voll Spannung harrt man der Dinge, die da kommen werden. Und da kommt auch schon das erste: der Bus, der uns ins Abenteuer fahren soll. Rucksäcke werden eingeladen, man nimmt halbherzig Abschied. Dann geht es los…mit dem Bus bis Travemünde, am nächsten Tag mit der Fähre nach Trelleborg in Schweden, dann wieder Bus: Malmö, Helsingborg, Göteborg, Oslo (kalt sind die Nächte hier, vor allem in Kniebundhose vor geschlossener Bahnhofstür). Am nächsten Tag dann endlich zum Lagerplatz am Femundsee.

Freitag, 13. Juli
Heute ziehen wir in einer Kleingruppe zu einer einwöchigen Wandertour los. Von Zeit zu Zeit regnet es. In der Ferne sieht man eine Herde Rentiere. Nach langer Wanderung finden wir einen Lagerplatz am Fuß eine Berges. Der Boden ist sumpfig, an einer Stelle liegt nur eine dünne Grasnarbe auf einer Wasserfläche. Der starke Wind läßt einen frösteln. Die Zelte werden aufgebaut und nach dem Essen legt man sich in den Schlafsack.

Dienstag, 17. Juli
Auf einer Wiese im Wald in der Nähe des Storsvuku (Berg, 1410 m) haben wir gestern abend unsere Kohten aufgeschlagen. Hier gibt es besonders viele Mücken (wie überall sonst in Norwegen auch). Man kann gar nicht schnell genug zuschlagen. Jeder Treffer hinterläßt bereits einen Blutfleck. Der Storsvuku ist unser heutiges Ziel (ohne Gepäck). Nach dem Frühstück geht es los. Die Gegend ist sehr einsam. Nur einmal sieht man ein Haus. Am Rande eines Baches rasten wir das erste Mal, füllen die Feldflaschen. Weiter geht’s. Nach der Baumgrenze Geröll, rote Kreuze darauf zeigen den sichersten Weg zum Gipfel. Endlich ist die Spitze erreicht. Ein herrlicher Blick über den ganzen Femundsee. Mittagspause. Hier stehen aus Geröll aufgeschichtete Pyramiden. Manche mannshoch. Auch wir setzen ein solches Denkmal. Auf dem Nordhang liegt verharschter Schnee. Es wird geschlittert, gerutscht und geschneeballschlachtet. Schnee im Juli – zu Hause schneit es nicht mal im Winter. Nach ausgiebiger Toberei machen wir uns auf den Rückweg.

Montag, 23. Juli
Um fünf werde ich geweckt. Heute wollen wir einen Fjord besichtigen. In Andreas‘ Bus fahren wir (irgend jemand hat hier Blähungen) dem Ziel entgegen, dem Geiranger-Fjord. Er gilt als einer der schönsten Fjorde Norwegens. An einer Pension namens „Fjällheim“ wird das Frühstück gekauft. Diverse Kleinigkeiten und ein Eimer (!!!) Pflaumenmarmelade. Am Nachmittag im Gebirge: Schnee, vereiste Seen, Rentiere und die Dalsnibba, eine Aussichtsplattform auf 1495 Metern Höhe, die jedoch gar keine Aussicht bietet, da sie in den Wolken liegt.
Schließlich der Fjord, von einem höher gelegenen Aussichtspunkt hat man einen herrlichen Ausblick.
Die Kameras klicken,. Erst um zwei Uhr nachts sind wir wieder im Lager. Dort machen wir uns über die Reste des Abendessens (Tortellini – juchee !) her.

Christian, Jungpfadfinder